Benjamin Schieder

[GEDANKEN] DIE WELT MACHT MIR ANGST.

2006 February 26

Die Welt macht mir Angst.

So viele Menschen, so viele Probleme.
Jeder hetzt durch die Stadt, nur auf sich bedacht. Viele tragen Kopfhoerer, sind in ihrer eigenen Welt gefangen, unerreichbar, bis sie sich entscheiden, in diese Welt zurueckzukehren.
Fernseher mit Werbung ueberall. Sie sagt uns, dass man heute nicht mehr miteinander redet. Es stimmt. Jeder ist still, keiner spricht.
Nein. Ein paar Menschen sprechen noch. Ich kann sie aber nicht verstehen. Ihre Grammatik ist seltsam. Unvollkommen. Unbeholfen. Wie als wenn man eine Sprache nur durch das Ansehen fremdsprachiger Fernsehprogramme lernen moechte.
Das macht mir Angst.

Etwas weiter sehe ich Kameras. Nicht in der Hand von Menschen, die ihren Urlaub dokumentieren. Diese Kameras haben keinen Bildschirm, niemanden der sie sichtbar bedient, keinen 'Aus' Schalter und keine Kontrolle. Sie zeichnen alles auf, was sie sehen, Tag und Nacht, Gut und Boese.
Sie ueberwachen nus. Aunsahmslos. Beim Einkauf. Beim Spaziergang. Auf dem Weg zur Arbeit. Niemand weiss, wer hinter diesen Kameras sitzt.
Dein Nachbar? Dein Kollege? Dein Bekannter?
Diese Vorstellung macht mir Angst.

Ich will hier weg. Dorthin, wo es sicher ist. Wo ich Macht ueber mein Leben habe. Wo ich frei entscheiden kann.
Diesen Ort gibt es nicht. Ich gehe nach Hause. Die Wohnungstuer uebt eine starke Anziehungskraft auf mich aus. Warum?
Ich weiss es nicht. Ich glaube, weil da keine Menschen sind. Selten welche waren. Und nie einer spontan vorbeikommt.
Auf dem Weg schalte ich mein Mobiltelefon aus. Wegen der Ueberwachung.
Oh nein! Niemand kann mehr mit mir kommunizieren. In dieser Welt, in der man nicht mehr miteinander redet.
Na egal. Es versucht ohnehin nie jemand, mich zu erreichen.

Ich erreiche meine Wohnung, die Tuer faellt ins Schloss. Ich rutsche mit dem Ruecken an der Wand hinab. Ich weine. Warum?
Diese Welt macht mir Angst.

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